Endlich mal wieder nach Zandvoort. Corona hat uns die letzten zwei Jahre einen Strich durch die Rechnung gemacht. Gehört doch ein kurzer Besuch in Zandvoort zu unserer jährlichen Pflichtveranstaltung. Vier Tage vor Abreise rafft mich dann der Anflug einer Erkältung dahin. So verbringe ich mit Inhalieren und Ingwertee meine Zeit im Bett. Am Tag der Abreise steigt mein Wohlbefinden dann wieder auf ein fast normales Level. Den Rest sollte dann die Meeresluft erledigen.
Ankunft in Zandvoort
Abfahrt acht Uhr morgens. Kein Stau in Sicht. Aus 5,5 Stunden werden mit Picknick und Baustellen 6,5 Stunden. Das Hotel liegt mitten im Ortskern und ist mit dem Auto nicht zu erreichen. Der Hintereingang, den man uns in einer E-Mail empfohlen hat, liegt in einer Einbahnstraße und das Navi kennt nur die falsche Fahrtrichtung. So parken wir erstmal auf dem Supermarkt Parkplatz von Dirk van de Broek und gehen zu Fuß zum Hotel um einzuchecken und die Lage zu peilen. Zwei Straßen und 400 Meter weiter gibt es ein bewachtes Parkhaus das wir dann als Stellplatz für die nächsten Tage nutzen. Das Hotel ist sauber und heile, aber in die Jahre gekommen. Im Treppenhaus riecht es etwas nach WC. Sonst alles Ok.
Bis zum Abendessen ist noch Zeit und so geht’s noch eine Runde durch den Ort und zum Strand. Trotz Picknick Pause auf der Autobahn macht sich so langsam wieder der Hunger bemerkbar. Wir brauchen Fleisch und setzen uns in ein kleines, nettes Steakhaus. Wir haben in den letzten Jahren schon einige Lokale hier in Zandvoort besucht und wurden noch nie enttäuscht. Wenn man auch nicht immer die besten Gourmet Tempel erwischt, das Essen ist immer gut.
Zurück im Hotel liegen wir schon gegen 21.00 Uhr kaputt und müde im Bett. Aber an schlafen ist nicht zu denken. Im Zimmer über uns springen Kinder vom Bett und verschieben Schränke. Sind das überhaupt Kinder? Und warum werden Möbel durchs Zimmer geschoben? Hört sich zumindest so an. Oder was machen die da oben bloß? Mitten in der Nacht so ein Krach. Ich überlege noch, ob ich hoch gehe und mich beschwere. Bevor es Ilona tut. Die würde, glaube ich, den Laden auseinander nehmen. Wir beherrschen uns und gegen 23.30 Uhr ist dann auch mal Ruhe da oben. Hoffe die reisen morgen ab. Trotzdem schlafen wir dann bis um acht wie die Murmeltiere.
Tag 1 in Zandvoort
Um neun Uhr geht’s zum Frühstück. Wegen Corona gibt es das Essen direkt am Tisch statt am Buffet. Es wird alles aufgefahren was man so frühstücken kann. Kaffee, O-Saft, Brot, Brötchen, Jogurt, Müsli, Wurst, Käse, Marmelade, Früchte, Nutella, Eier… irgendwas vergessen? Also kaum zu schaffen. Vollgefuttert geht’s erstmal zum Strand.
Ubuntu Beach
Unsere Lieblings-Bar Ubuntu Beach hat lange genug auf uns gewartet. Im Internet liest man immer häufiger von der „besten Bar der Welt“. Und irgendwie hat diese Strandbar eine magische Anziehungskraft. Während in den anderen Bars hier und da mal ein Tisch besetzt ist, muss man im Ubuntu Beach schon fast Nummern ziehen. Auf dem Weg dahin bekomme ich eine Meldung aufs Handy, das die Bar gestern in die Saisonpause gegangen ist.
Ich werde kreidebleich. Es kann doch nicht sein das die ausgerechnet gestern zu gemacht haben!? Aus Trotz will ich am liebsten gleich wieder nach Hause fahren. Der Zandvoorter Strand ohne Ubuntu Beach ist wie heiße Schokolade ohne Sahne, oder Frühlingsrolle ohne Sojasoße, oder Kindergeburtstag ohne Luftballons… Kann man machen, ist aber sinnlos. Doch von weiten erkennen wir buntes Treiben in und um die Bar.
Was ist denn da noch los? Menschenmassen schieben sich durch das Gebäude und alle Tische sind besetzt. Meine Laune wird besser. Am Eingang das Schild: „END OF SEASON SALE“. Gleich im Eingangsbereich, wo sonst dicke Sofas stehen, sind Tische aufgebaut mit den Dekoartikeln der letzten Saison. Ganz schön clever, oder nachhaltig. Anstatt den alten Krempel weg zu schmeißen oder nächstes Jahr wieder zu benutzen, verkaufen die ihren alten Ramsch. 😉 Was uns ehrlich gesagt sehr entgegen kommt.
Anstatt Dekoartikel für Zuhause im Dänischen Bettenlager oder bei Ikea zu kaufen, schlagen wir hier zu. Schöne Kerzenständer und ein paar Palmwedel ergattern wir für ein paar Euro. Wir mögen eigentlich keine Deko-Accessoires, aber wenn wir einen persönlichen Bezug dazu haben, nehmen wir es gern. Hat dann auch nicht jeder. Vorher ergattern wir noch einen Tisch im Sand und lassen uns nieder. Wir bestellen heiße Schokolade mit Sahne und eine Cola gegen den Durst. Die Sonne steht hoch am Himmel als wolle sie sich verabschieden und wir genießen das rege Treiben. Ist das wieder schön hier. Ich kriege nicht genug davon… will hier am liebsten nie wieder weg… war vielleicht Schicksal das wir auf dem letzten Tag hier angekommen sind. So hatten wir noch die Chance auf einzigartige Souvenirs.
Die Palmwedel auf der Schulter spazieren wir den Strand wieder hinunter zurück in den Ort. Die fragenden Blicke der Passanten deute ich mal als Neid. Abends genießen wir noch gebratenen Fisch beim Griechen. Zurück im Hotel setzen wir uns noch mit einem Bierchen unter einen Heizstrahler auf die Terrasse und lassen den Tag ausklingen.
Gegen 22.00 Uhr verkriechen wir uns auf unser Zimmer. Kaum das wir liegen geht über uns wieder die Party los. Was um Gottes willen kann man den in einem 15qm großen Hotelzimmer anrichten was so einen Krach macht? Kurz haben wir den Eindruck, dass da oben jemand verprügelt und gefoltert wird. Dann wieder lautstarkes Gelächter und Getrampel. Das kann doch alles nicht war sein? Gegen null Uhr sind die dann auch mal fertig da oben und es kehrt endlich Ruhe ein.
Tag 2 in Zandvoort
Der nächste morgen ist bewölkt und leicht regnerisch. Nach dem Frühstück lässt der Regen aber nach und wir planen eine Tour nach Haarlem. Ich dachte das war ein kleiner Vorort von Zandvoort, tatsächlich hat Haarlem aber 235.000 Einwohner und ist damit mehr als 10-mal so groß wie Zandvoort. Als wir unseren Bus aus dem Parkhaus abholen erleben wir unser blaues Wunder. Eigentlich sollte eine Tageskarte 10,- Euro kosten. Als wir am Automaten stehen, blechen wir jedoch für 1,5 Tage 36,- Euro. Es wurde jede Stunde berechnet. Wir haben jedoch keine andere Wahl. Also zahlen und ab nach Haarlem. Und Haarlem ist auch wirklich schön zum Shoppen und Bummeln. Fast wie ein kleines Amsterdam.
Von Wasserstraßen durchzogen und mit kleinen Brücken verbunden. Sehr idyllisch. Ich shoppe eine neue Winterjacke die wieder ein paar Jahre halten muss. Da bin ich sehr pragmatisch. Es ist nicht kalt, so das wir uns noch einen Apfelkuchen und Cappuccino auf einer Terrasse in eine der Gassen gönnen. Ach ja, so könnte es immer weiter gehen…
Abends suchen wir den Italiener in Zandvoort auf bei dem wir schon vor einigen Jahren gegessen hatten. Er war immer noch so gut wie damals. Kugelrund gefuttert rollen wir noch durch die nächtlichen Gassen bis ins Hotel und ins Bett. Soviel frische Luft macht müde. Und irgendwie ist man auch wieder froh die Schuhe aus zu ziehen. Wir schlafen ohne Krach von oben ein. Bis um 2.30 Uhr in der Nacht. Da geht das Getrampel da oben wieder los. Etwa eine halbe Stunde, dann war wieder Ruhe.
Tag 3 in Zandvoort
Neun Uhr Frühstück. So langsam kommt Routine in unseren Urlaubs Alltag. Am frühen morgen schon so viel essen ist einfach nichts für uns. Frühstück soll die wichtigste Mahlzeit am Tag sein? Von wegen. Man kann sich hinterher ja kaum noch bewegen und der Körper ist nur mit Verdauen beschäftigt. Das nächste Mal werden wir wieder ein Apartment oder einen Zeltplatz buchen. Da können wir dann essen wann wir wollen und was wir wollen. Aber wir drehen es uns rein. Ist ja bezahlt.
Heute leben wir einfach mal so in den Tag hinein. Es ist aber auch immer wieder ein schöner Moment am Morgen auf die nassgeregnete Straße zu kommen und einfach los zu schlendern. Wir brauchen kein all Incl. Luxusresort mit Pool, Cocktail und 40 Grad im Schatten. Da ist uns ein windiger und bewölkter Tag am rauen Meer mit warmen Strandbars und heißen Getränken lieber. Und das nutzen wir heute auch den ganzen Tag. Mit Gummistiefeln stellen wir uns in die Brandung und lassen uns den salzigen Wind um die Nase wehen.
Für den Abend hat Ilona ein Chinesisches Restaurant für uns raus gesucht. Ich bin da immer etwas skeptisch. Wird denn überall so gekocht wie bei unseren heimischen Chinesen? Widerstandslos schlappe ich mit. Das Restaurant hat überwiegend 5 Sterne Rezessionen bei Google. So viele Menschen können doch nicht irren? Doch leider können sie das. Die Einrichtung ist alt und lieblos, das Essen kaum besser als auf der Fähre nach Schweden. Lediglich die unvorstellbar freundliche und gut gelaunte Bedienung macht den Aufenthalt im positiven Sinne unvergesslich.
Nach einem Verdauungsspaziergang durch die Nacht geht’s dann auch wieder ins Bett. Morgen Abfahrt. Und die erste Nacht verbringen wir in Ruhe. Die Möbelpacker über uns sind wohl abgereist.
Tag 4 in Zandvoort. Abreise.
Ein letztes Mal satt frühstücken. Schön das die Futterei jetzt ein Ende hat. Wir verabschieden uns vom Wasser, zahlen die Parkgebühr und rauschen ohne Verspätung durch nach Hause. Unterwegs eine Bockwurst für zwei. Mehr will ich heute auch nicht mehr. Doch Zuhause haben uns die Kids einen halben Topf Nudeln auf den Herd gestellt. Und was machen wir? Essen! Morgen muss das aufhören. Satt im heimischen Garten ist aber auch wieder schön.
Super, wieder mal ein sehr interessanter und informativer Reisebericht! https://media.tenor.com/images/8b0b052e7f627c98028e37af1b21a455/tenor.gif