Wir schlafen durch bis halb neun. Morgens. Jetzt sehen wir auch erstmal wo wir gelandet sind. Ein kleiner Weg führt vom Parkplatz in den Wald. Dort stehen schöne Schutzhütten idyllisch im Wald und im Schilf. Kleine Feuerstellen, eine Outdoor-Spüle, WC, Tische und Bänke für Wanderer und Camper. Echt schön hier.
Sowas kennen wir aus Deutschland nicht. Alles „for free“ und sauber. Lediglich in einer Hütte liegen drei leere Tüten Chips und drei Bierdosen die Ilona auch gleich einsammelt. Mülleimer gibt es hier an jeder Ecke. Das soll einer verstehen. Na gut, wir müssen weiter.
Unser nächstes Ziel ist Oskarshamn. Von da aus geht eine Fähre nach Gotland. Es ist mittlerweile fast 10.00 Uhr und wir machen uns auf den Weg. Wir überfahren die Storebeltbrücke und die Öresundbrücke. Rückblickend ist es der schönere und schnellere Weg nach Schweden als mit der Fähre von Travemünde. Und billiger.
Für die Öresundbrücke hatten wir uns Zuhause schon bei BroPas angemeldet und können ohne Wartezeit durchfahren. Einige Kilometer später schiebt sich zäh wie Kaugummi die Straße scheinbar unendlich unter uns durch. Mein Rücken macht mir nach den ersten hundert Kilometer zu schaffen. Mein rechtes Bein auch. Und mein rechter Arm. Hatte ich doch vor 14 Tagen noch einen Termin beim Orthopäden weil ich mich verdreht hatte und eine Woche mit Schmerzen rum gelaufen bin.
Ich mache mir Gedanken ob ich die Tour nicht zu optimistisch geplant habe? Ich teile meine Bedenken mit Ilona und wir gehen gedanklich unsere ersten Etappen durch. Wir entscheiden die Tour zur Insel Gotland zu streichen. Die Abfahrtzeiten der Fähren sind für unsere Zeitplanung nicht zu gebrauchen. Einen ganzen Tag und hunderte von Kilometern würden uns auf unserer geplanten Tour fehlen. Wir fahren also nicht nach Oskarshamn und suchen uns nach 650 Kilometern und über 8 Stunden Fahrzeit einen Stellplatz.
Ich kann auch nicht mehr und meine Laune ist auch auf dem Tiefpunkt. Hatten wir, oder ich mir, zu viel zugemutet? Noch dazu wo unser Stellplatz für die Nacht eine Katastrophe ist. Genau am Hafen zwischen hunderten von Autos und Menschenmengen die in den Abendstunden hier ihre Zeit vertreiben. Das passt mir in meiner Erschöpfung gar nicht. Ich will einen einsamen Platz, weg vom Getümmel. So fahren wir weiter und suchen uns einen neuen Platz. Dafür gurken wir wieder 30 Minuten durch die Gegend. Jeder Kilometer und jeder Schaltvorgang wird für mich zur Tortur.
Einen Ort weiter finden wir doch noch einen kleinen Stellplatz am Wasser. Nicht der Schönste aber außer einem anderen Camper aus Deutschland und 5 einheimischen Leutchens am Wasser ist es hier ruhig. Die Einheimischen sind irgendwann verschwunden. Die Deutschen sind ein junggebliebenes Pärchen mit denen wir unsere Erfahrungen teilen und die uns Tipps für Norwegen geben. Sehr nett solche Begegnungen.
Wir machen uns eine Dosensuppe heiß und sind dann auch schon satt. Obwohl wir eigentlich gern und viel futtern reicht uns heute ein Teller Suppe. Es ist aber auch immer noch brutzel heiß und mein Zustand wird nicht besser. Von hier noch mindestens 2000 Kilometer und ich bin irgendwie verzweifelt. Als ich mir die vor uns liegende Strecke noch einmal ansehe, scheint sie kein Ende zu nehmen. Wie weit das ist! Und wir müssen ja auch noch zurück. Durch Norwegen. Schneller geht das auch nicht.
Ganz kurz huscht der Gedanke durch meinen Kopf wieder umzukehren. So schlecht geht es mir. Die Hitze, die Erschöpfung und meine Zweifel setzen mir heute Abend ganz schön zu. Dabei sind wir gestern erst los gefahren. Ich bespreche mich mit Ilona und wir beschließen erstmal zu schlafen. Ist auch schon wieder kurz vor 23.00 Uhr. Gute Nacht erstmal. Morgen sieht die Welt sicher wieder besser aus…
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