Von Malmö über Travemünde wieder nach Hause
Vorerst das letzte Mal aus dem Bus geklettert heute morgen. Kein Regen, nur windig. Um 16.00 Uhr geht die Fähre. Da wir auf dem Weg hierher in Travemünde schon 3 Stunden vorher Einchecken mussten, machen wir das hier auch so. Um 12.00 Uhr ist Aufbruch. Dann können wir ganz entspannt sein. Wir Frühstücken im Auto weil es draußen echt windig und kalt ist. Jeden Tag will man das nicht hier drin, aber es geht. Immer wieder kommen uns neue Ideen und Verbesserungen für den Ausbau des Busses in den Sinn. Unsere Planung, oder besser Fertigstellung des Ausbaues, ist noch lange nicht abgeschlossen. Prinzipiell funktioniert alles. Das Bett, das Waschbecken, das Klo, der Kühlschrank… aber insgesamt ist uns alles noch nicht durchdacht genug. Zu viel Zeit und Nerven verschwenden wir mit Kramen und hin und her stapeln. Da müssen wir noch dran arbeiten.
Die Batterie für den Kühlschrank hält komischerweise jetzt den zweiten Tag fast nonstop. Ilona fragt, ob ich an irgendwelchen Verbindungen gewackelt habe? Vielleicht sind es aber auch die kühleren Außentemperaturen der letzte Tage? Wie auch immer. So richtig optimal ist das jedenfalls alles noch nicht. Vermisst haben wir hingegen nichts. Unsere Packliste scheint vollständig zu sein.
Um 12.00 Uhr geht’s dann auch nach Malmö zur Fähre. Wir sind die ersten hier und müssen uns erstmal schlau fragen. Der Schalter für PKW macht erst um 14,00 Uhr auf. Ok, dann warten wir. Nach und nach trudeln mehr Autos ein und der Parkplatz füllt sich langsam. Viele Deutsche die zurück wollen. Man kommt schnell ins Gespräch und die zwei Stunden verfliegen dann doch. Kaum das wir uns versehen, sind wir die Letzten in der Schlange am Schalter. Wir bekommen unsere Tickets für das Schiff und den Code für die Schranke. Dann stehen wir noch eine gute Stunde in der Autoschlange. Dann geht wieder alles ganz schnell. Ruck zuck stehen wir auf dem Parkdeck.
Zu unserer Kabine geht es über schmale, steile Treppen, wie man sie nur aus Fabriken und Lagerhallen kennt. Oh Gott, wo sind wir hier gelandet? Ist das der Weg zum Maschinenraum? Wir sind auf der „Finntrader“ die kleiner und nicht so schön ist wie die „Europalink“ auf der wir her gekommen sind. Wobei von „schön“ jetzt auch nicht unbedingt die Rede sein kann. Die Flure zum Zimmer gehen dann aber wieder. Als der Kahn neu war, sah das bestimmt mal vornehm aus. Auch in dem Zimmer kann man es die paar Stunden aushalten. Alles in die Jahre gekommen, aber das ist ja auch kein Kreuzfahrt Luxusdampfer. Zum ausruhen und duschen soweit ok.
Wir haben ein Dinner bestellt und gucken uns erstmal die Öffnungszeiten des Lokals an. Eine Stunde vor Abfahrt bis eine Stunde nach Abfahrt. Was sind denn das bitte für bekloppte Öffnungszeiten? Wer ist denn eine Stunde vor Abfahrt schon an Bord? Und wieso geht ein Dinner nur bis 17.00 Uhr? Das soll einer verstehen. So ist das Essen um 16.00 Uhr dann auch kalt und… das Thema lassen wir mal. Wir essen dann auch nur so viel, wie es erträglich und verträglich ist. Nehmt am besten eine volle Brotdose mit und spart euch das Geld. Den Rest des Abends und die Nacht halten wir uns mit 50 Gramm Chips und einer halben Packung Prinzen-Rolle über Wasser. Im Café und in den Aufenthaltsräumen ist es dann so laut wie in einer Fernfahrer Spelunke. Die haben sich da zusammengerottet und zischen lautstark ein Bier nach dem anderen weg. Uns bleibt nur der Rückzug in unsere Kabine. So einen Krach ertragen wir jetzt nicht.
Das Fernsehprogramm besteht hier nur aus Schwedischer Werbung. Draußen wird es langsam dunkel und der bedeckte Himmel trägt zum Schmuddel Wetter bei. Ilona schläft dann auch ein. Ich lege mich aufs Bett und schreibe für unser Reisetagebuch unsere Erlebnisse und Gedanken auf. Könnte jetzt nicht schlafen. Wenn ich für drei Stunden meine Augen zu mache, werde ich nicht mehr wach. Und wenn, dann wäre ich wie gerädert. Also beschließe ich durch zu machen. Bin auch zu aufgekratzt. Müde werde ich nicht. Zwischendurch gehe ich mal aufs Deck und lasse mir die stürmische Seeluft um die Nase pusten. Stockduster und nass hier draußen. Über dem Meer ist es nur schwarz. Eigentlich kaum auszuhalten hier draußen.
Die 9 Stunden Überfahrt vergehen dann trotzdem erstaunlich schnell. Die Hinfahrt nach Schweden kam mir länger vor. Als wir in Travemünde anlegen, halten wir unsere Unterlagen und Impfausweise griffbereit. Man weiß ja nicht was sich die Regierung in den letzten 10 Tagen einfallen lassen hat. Doch morgens um 0.45 Uhr schlafen alle Beamten noch. Warum so viele Auflagen mit Testpflicht und häuslicher Quarantäne, wenn es hinterher keinen interessiert wer hier so alles vom Schiff kommt? Wir rauschen aufs Festland und einfach durch. An der ersten Tankstelle holen wir uns für die Rückfahrt noch einmal WLAN, Maps und Sprit. Meine EC-Karte funktioniert wieder. Handy-Empfang habe ich immer noch nicht. Normal ist das alles nicht.
Wir fahren in einem Rutsch durch. Außer LKW sind die Straßen frei. Ich erwische mich dabei, dass ich streckenweise keine hundert fahre. Licht und Straßenverhältnisse sind diese Nacht auch katastrophal. Unser Plan, beim nächsten McDonald einen Stopp einzulegen, geht nicht auf. Gibt nur 3 auf dem Weg und die haben zu. Eine Stunde bevor wir Zuhause ankommen, halten wir vor Hunger an, um uns auf einer Raststätte eine Bretzel und Croissants zu kaufen. Haben das letzte vor 12 Stunden gegessen. Bin immer noch nicht müde, aber die Erschöpfung sitzt mir in den Knochen. Seit gut 22 Stunden auf den Beinen und dann noch konzentriert über die Autobahn.
Morgens halb sechs fahren wir dann auch auf unserem Hof. Kühlbox läuft immer noch. Jetzt den dritten Tag. Komisch ist das. Jetzt braucht sie auch nicht mehr. Wir sind froh endlich wieder Zuhause zu sein. Als wir die Haustür aufschließen kommt eine fremde Katze angerannt, mauzt und springt wie selbstverständlich mit uns ins Haus. Was haben wir denn bitteschön die letzten 10 Tage verpasst? Gut, dann haben wir jetzt eben wieder eine Katze. Um 6.00 Uhr noch kurz ein Anruf bei der Familie, dass wir wieder gut angekommen sind. Wir fallen in unser Bett und unsere Augen fallen zu. Vollkommen erschöpft schlafen wir ein. Schon um kurz nach elf werden wir wieder wach. Erstaunlich ausgeruht. Wir setzen uns mit Kaffee in den heimischen Garten. Wir sind wieder zurück. Alles wie gehabt. Guten morgen Deutschland.
Trackbacks/Pingbacks