Von Lagan nach Malmö

Ich schlafe die Nächte, einsam in der Abgeschiedenheit, nicht wirklich tief und fest. Vielleicht ist es meine angeborene Vorsicht oder ich bin einfach unsicher, weil das Befahren solcher Wege mit dem Auto nicht wirklich erlaubt ist. Vielleicht steckt auch einfach noch zu viel deutsche Bürokratie in mir. Was nicht ausdrücklich erlaubt ist, darf man nicht machen.

Das Jedermansrecht in Schweden ist eben doch kein Freifahrtsschein für alles was man will oder macht. Es ist jedenfalls grenzwertig was wir hier machen, das kann man nicht abstreiten. Aber es interessiert die Schweden auch nicht. Jedenfalls nicht die, die uns gesehen haben oder mit denen wir sprachen. Und wo kein Kläger, da kein Richter. Jedenfalls sind wir auch nicht die ersten hier. Das kann man deutlich sehen. Es gibt Fahrspuren hier im Wald und Feuerstellen. Ich sammele dann jedenfalls einen leeren Plastikbecher aus dem Gebüsch. Wurde bestimmt aus Versehen vergessen. Denn sonst ist es sauber in den Wäldern und auf den Stellflächen und Parkplätzen.

So schwer mir die Nächte auch fallen, die Tage sind für mich umso schöner. Wirklich allein zu sein ist schon ein Luxus, der mir auf den Campingplätzen fehlt. Selbst „park4night“ Plätze finde ich da noch schöner. So bin ich dann auch erleichtert, als ich aus meinem Dämmerschlaf erwache und die Sonne lange aufgegangen ist. Das sind die schönsten Momente. Der See liegt ruhig da, zwei Wildgänse ziehen vorbei, der Waldboden ist weich und nass und die Plane flattert leicht im Wind.

Wir öffnen wieder unsere Heckklappe und sehen vom Bett aus auf den See. Das sind die Bilder die ich eigentlich nur von Facebook und anderen Campern kenne. Es ist noch etwas frisch aber die Wolken ziehen sich auseinander und die Sonne kommt raus. Heute haben wir nur noch eine Etappe vor uns, so das wir hier noch den halben Tag bleiben können. Unser Schlauchboot wird dann auch gleich wieder zu Wasser gelassen und wir nutzen die Sonnenstrahlen für eine Paddelrunde. Ich bin echt froh dass Ilona ein Schlauchboot mitnehmen wollte. Hätte nicht gedacht das wir das in dem Umfang nutzen werden. Und das ist echt mal schön. Sollte jeder mitnehmen der nach Schweden fährt. Denn das ist erlaubt, an jedem See.

Als sich am Horizont eine schwarze Wand aufbaut, machen wir uns wieder ans Ufer. Von weiten sehen wir schon, das sich unsere Überdachung verabschiedet hat. Es wird jetzt auch echt mal windig. Wieder an Land stelle ich die weggerutschten Zeltstangen wieder auf und wir schmeißen unseren sehr nützlichen Omnia Topf an, um Brötchen aufzubacken. Nach dem Frühstück packen wir dann doch zusammen. Der Wind wird so unangenehm, dass es auch keinen Spaß mehr macht.

Von hier aus fahren wir wieder Richtung Süden. Schon mal langsam wieder der Fähre und der Heimat entgegen. Wir steuern unser letztes Ziel an, wo wir auch bei der Ankunft in Schweden für eine Nacht gestanden haben. Es ist nicht mehr ganz so windig und die Sonne brutzelt wieder. Hier kann man echt im Minutentakt seine Kleidung wechseln. Zu heiß… zu kalt… wieder zu heiß… usw. Als wir Kassensturz machen stellen wir fest, dass wir sparsam gelebt haben und gönnen uns noch ein schönes Restaurant. Hier in der Nähe ist aber nicht wirklich was zu finden. Entweder Vegan, oder Pizza, oder Chinesisch, oder schon zu. Ilona möchte gern chinesisch. Das stelle ich mir jedoch kompliziert vor. Wie soll man das aus der Speisekarte übersetzen? Wüsste gar nicht was ich da bestelle. In Deutschland weiß man schon fast nicht was man bekommt.


In Malmö sieht die Auswahl an Restaurants dann schon besser aus. Also weiter nach Malmö. Da müssen wir morgen sowieso hin. Ist nur noch eine knappe Stunde und wenn der Laden unserer Wahl öffnet sind wir gerade da. Genau vor der Tür finden wir einen Parkplatz und betreten das rustikale aber feine Lokal. Ich frage den Besitzer auf Englisch ob wir ein Parkticket ziehen müssen. Er nuschelt uns in irgendeiner fremden Sprache zu, dass ja Sonntag wäre. Ach ja, zehn Tage im Wald und man weiß nicht mehr was für ein Wochentag ist. Als wir uns setzen habe ich noch Bedenken ob wir uns hier verständigen können. Der Besitzer ist augenscheinlich kein Schwede sondern eher Südeuropäer. Und so wie der eben genuschelt hat, sehe ich da schwarz. Kann der überhaupt englisch?

Wir sitzen an einer weit geöffneten Schiebetür, die der Herr auch sofort schließt, als er Ilonas zitterige Körperhaltung sieht. Er zündet uns eine Kerze an und Ilona hält schützend ihre Hand vor die flackernde Flamme, worauf der Besitzer „Danke“ sagt, lächelt und weiter geht. Hab ich das jetzt richtig verstanden? Hat der gerade Danke gesagt! Als er wiederkommt um die Bestellung aufzunehmen, frage ich ob er deutsch spricht. Wieder lächelt er verschmitzt wie ein zehnjähriger Junge und sagt „schönen guten Tag“. Dann erklärt er, dass er 17 Jahre in Deutschland gelebt hat und sich immer freut, wenn deutsche Gäste sein Lokal besuchen mit denen er seine Sprachkenntnisse wieder auffrischen kann. Er selber ist aus dem Iran. Wir gehen unsere Bestellung nochmal durch, damit wir auch wissen, was genau wir bestellen.

Während wir auf die Bestellung warten, kommt er immer wieder an unseren Tisch und wir plaudern nett. Das Essen was da kommt ist dann auch von hoher Qualität und echt lecker. Das merkt man schon an Ilonas Lamm. Lamm gut zuzubereiten kann nicht jeder. Und das war echt gut. Hinterher noch Nachtisch und Kaffee. Ein sehr netter Abend war das. Schade das wir hier vermutlich nicht so schnell wieder herkommen werden. Wir verabschieden uns mit „auf Wiedersehen“ lachen und gehen.

Wir steuern unseren letzten Schlafplatz, 7 km von Malmö entfernt, an. Wieder nutzen wir die park4night App die uns bislang immer gute Dienste erwiesen hat. Und auch diesmal. Der Platz liegt direkt an einer Straße aber etwas abschüssig. Eine parkähnliche Anlage, sanitäres Häuschen mit Außendusche, Wildkaninchen und nur ein paar Meter zum Meer. Wir stellen uns etwas windgeschützt neben einen großen Camper. Der Besitzer wirft dann auch gleich einen Blick auf unser Nummernschild. „Ja, wir sprechen deutsch“ rufe ich ihm zu. Wir kommen ins Gespräch und werden den ganzen Abend und am nächsten Morgen immer mal wieder Kontakt haben. Er und seine Frau haben den Peugeot Camper selbst ausgebaut und sind gerade hier angekommen. 14 Tage soll es jetzt durch Schweden und Norwegen gehen.

Letzter Stellplatz

Wir können jetzt natürlich mit unserem enormen Erfahrungsschatz ordentlich klugscheißen. Naja, wir geben Tipps und erzählen wie es uns so erging die letzten Tage. Zur Nacht verrammeln wir unsere Fenster wieder ordentlich (wir brauchen unbedingt Gardinen) und ich schlafe auch gut. Ilona sowieso. Obwohl ich die Nacht immer mal wieder auf Ilonas Seite wach werde. Stehen wohl etwas schräg und ich rolle immer rüber. Sonst geht’s aber und ich schlafe besser, als in der Pampa.  

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